Weihnachtslied

Brich an du schönes Morgenlicht!
Das ist der alte Morgen nicht,
der täglich wiederkehret.
Es ist ein Leuchten aus der Fern',
es ist ein Schimmer, ist ein Stern,
von dem ich längst gehöret.

Nun wird ein König aller Welt,
von Ewigkeit zum Heil bestellt,
ein zartes Kind geboren.
Der Teufel hat sein altes Recht
am ganzen menschlichen Geschlecht
verspielt schon und verloren.

Der Himmel ist jetzt nimmer weit,
es naht die sel'ge Gotteszeit
der Freiheit und der Liebe.
Wohlauf, du frohe Christenheit!
Dass jeder sich nach langem Streit
in Friedenswerken übe.

Strophe 1-3
Max von Schenkendorf (1783–1817)

Gedanken zum Text

"Der Himmel ist jetzt nimmer weit,
es naht die sel'ge Gotteszeit"
könnte man auf Weihnachten beziehen. Doch ich vermute - und das wäre inhaltlich richtig, dass es auf die neue Zeit bezogen ist, der wir entgegengehen: wenn Jesus Christus wiederkommt und sein Friedensreich auf dieser Erde beginnt.

Dazu passt auch die Aufforderung:
"Dass jeder sich nach langem Streit
in Friedenswerken übe."
Auch Jesus hat schon seine Mitmenschen aufgerufen, sich vorzubereiten, neue Haltung und neues Verhalten zu lernen, weil das Reich Gottes nahe ist. "Nahe" war dabei nicht zeitlich gemeint, sondern wahrscheinlich so, dass es von der Verheißung her greifbarer war, als je zuvor.