Macht hoch die Tür

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!
Es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt,
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Schöpfer reich von Rat.

Er ist gerecht, Helfer wert,
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
sein Königskron ist Heiligkeit,
sein Zepter ist Barmherzigkeit;
all unsre Not zum End er bringt,
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Heiland groß von Tat.

O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
so diesen König bei sich hat.
Wohl allen Herzen insgemein,
da dieser König ziehet ein.
Er ist die rechte Freudensonn,
bringt mit sich lauter Freud und Wonn.
Gelobet sei mein Gott,
mein Tröster früh und spat.

Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
meins Herzens Tür Dir offen ist!
Ach, zeuch mit Deiner Gnaden ein,
Dein Freundlichkeit auch uns erschein.
Dein heilger Geist uns führ und leit
den Weg zur ewgen Seeligkeit.
Dem Namen Dein, o Herr,
sei ewig Preis und Ehr!

Georg Weißel (1590-1635)

Gedanken zum Text

Schon als Kind war dies eines meiner liebsten Lieder. Das ist eigentlich erstaunlich.

Wie leicht halten uns doch etwas fremde Formulierungen und in Vergessenheit geratene Worte vom Erfassen der Botschaft alter Lieder und Gedichte ab.

Dabei sind es nicht einmal nur die Worte, die einem Wandel unterzogen sind. Unsere Kultur hat sich so stark verändert, daß wir nur ahnen können, was der Schreiber dieser Zeilen empfunden hat.

Wenn ich solche ein altes Lied singe, denke ich manchmal daran, in welch anderen Zeiten und anderem Umfeld diese Verse schon erklungen sind. Da verliert unsere Zeit und meine Welt ihre vermeintlich zentrale Stellung
... und das ist gut.