Ihr Hirten erwacht

Ihr Hirten erwacht! Erhellt ist die Nacht.
Wie strahlt's aus der Ferne, wie schwinden die Sterne!
Es naht sich, es naht sich die leuchtende Pracht!
Der Herr ist zugegen mit himmlischer Macht.

"O fürchtet euch nicht vor göttlichem Licht!"
So tröstet in Freude auf Bethlehems Weide
ein Engel des Herren die Hirten im Feld,
ein Bote des Friedens der sündigen Welt.

Nicht länger verweilt, nach Bethlehem eilt!
Da liegt in dem Stalle das Heil für euch alle,
ein Kindlein geboren in Armut und Not,
um siegreich zu wenden die Sünd und den Tod.

Die Hirten geschwind hineilen zum Kind;
froh singen die Chöre der himmlischen Heere.
Im Stalle die Hirten dem Kinde sich nah'n,
erkennen den Retter und beten Gott an.

Heinrich Bone (1813-1893)

Gedanken zum Text

Auch hier ist, wie bei dem vorigen Lied, vom Licht die Rede. Aber hier scheint mehr durch von Gottes Herrlichkeit und der "leuchtenden Pracht", die das Licht der Sterne zum Schwinden bringt.

Entsprechend ist das erste, was der Engel sagen muß "Fürchtet euch nicht" - und das zu gestandenen Männern, die sich gegen wilde Tiere und Überfälle zu behaupten wußten.

Ist es nicht erstaunlich, daß wir seit Jahrhunderten Engel als drollige Kindchen mit Flügeln darstellen? Ein solches Wesen hätte sicherlich nicht mit "fürchtet euch nicht" anfangen müssen. Doch genau das berichtet die Bibel immer wieder als einleitende Worte von Engeln, den Boten des allmächtigen Gottes.

 

Die letzte Zeile des Liedes habe ich übrigens verändert. So sehr ich die alten Lieder schätze, die Wahrheit geht vor.