Christnacht

Wieder mit Flügeln, aus Sternen gewoben,
senkst du herab dich, o heilige Nacht;
was durch Jahrhunderte alles zerstoben,
du noch bewahrst deine leuchtende Pracht.

Ging auch der Welt schon der Heiland verloren,
der sich dem Dunkel der Zeiten entrang,
wird er doch immer aufs Neue geboren,
nahst du, Geweihte, dem irdischen Drang.

Selig durchschauernd kindliche Herzen,
bist du des Glaubens süßester Rest;
fröhlich begangen bei flammenden Kerzen,
bist du das schönste, menschlichste Fest.

Ferdinand von Saar (1833-1906)

Gedanken zum Text

Dieses Gedicht kann ich so gut nachempfinden! Es gab viele Jahre in meinem Leben, in denen Weihnachten wie eine Insel im Meer der Gottesferne war:
"Selig durchschauernd kindliche Herzen,
bist du des Glaubens süßester Rest"

An Weihnachten brach immer wieder neu diese Sehnsucht hervor, begleitet von dem Ahnen, dass Gott mehr für uns bereit hält, als so viele schal und flach gewordenen Predigten und Kirchenlehren uns vermitteln wollen.

Wenn auch für Sie die Christnacht "des Glaubens süßester Rest" ist, dann wünsche ich Ihnen, dass er wie ein Samen aufgehen und zu einer starken, dauerhaften Pflanze werden wird! Denn das Leben mit Gott ist wirklich viel reicher, lebendiger und lohnenswerter, als wir es vorher denken.