Stille Nacht, heilige Nacht

Stille Nacht, heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht
nur das traute heilige Paar.
Holder Knab' im lockigen Haar,
||: schlafe in himmlischer Ruh!:||

Stille Nacht, heilige Nacht!
Gottes Sohn, o wie lacht
Lieb' aus Deinem göttlichen Mund,
da uns schlägt die rettende Stund,
||: Jesus, in Deiner Geburt!:||

Stille Nacht, heilige Nacht,
die der Welt Heil gebracht,
aus des Himmels goldenen Höhn
uns der Gnaden Fülle läßt sehn
||: Jesum in Menschengestalt!:||

Stille Nacht, heilige Nacht,
wo sich heut alle Macht
väterlicher Liebe ergoß
und als Bruder huldvoll umschloß
||: Jesus die Völker der Welt!:||

Stille Nacht, heilige Nacht,
lange schon uns bedacht,
als der Herr, vom Grimme befreit,
in der Väter urgrauer Zeit
||: aller Welt Schonung verhieß!:||

Stille Nacht, heilige Nacht,
Hirten erst kundgemacht.
Durch der Engel Alleluja
tönt es laut von ferne und nah:
||: Jesus, der Retter, ist da!:||

Joseph Mohr (1792-1848)

Gedanken zum Text

Ich weiß heute noch, wie ich mich freute, als ich zum ersten Mal die Urfassung von Stille Nacht sah!

Im Zusammenklang mit den drei fehlenden Strophen verliert die bekannte Hälfte des schönen Liedes den etwas zu süßen Beigeschmack.

Das ist wohl oft unser Problem mit Weihnachten: wir behalten nur den lieblichen Teil und übersehen oder vergessen die Tiefe.

Zuviel Zucker macht krank und ist irgendwann sogar widerlich. Der Zucker, in der Frucht genossen, die er versüßt, wird dagegen kaum diese Wirkung haben.

So wünsche ich uns allen ein Weihnachtserleben, das nicht im Zuckerguß erstarrt, aber auch nicht spartanisch fad oder modern versauert ist, sondern von der frischen, vollen Frucht genießt, die uns stärkt und Appetit auf noch mehr Gutes macht.