O heiliger Abend

O heiliger Abend,
mit Sternen besät,
wie lieblich und labend
dein Hauch mich umweht!
Vom Kindergetümmel,
vom Lichtergewimmel
auf schau ich zum Himmel
im leisen Gebet.

Da funkelt's von Sternen
am himmlischen Saum,
da jauchzt es vom fernen,
unendlichen Raum.
Es singen mit Schalle
die Engelein alle,
ich lausche dem Halle,
mir klingt's wie ein Traum.

O Erde, du kleine,
du dämmernder Stern,
dir gleichet doch keine
der Welten von fern!
So schmählich verloren,
so selig erkoren,
auf dir ist geboren
die Klarheit des Herrn!

Karl Gerok (1815-1890)

Gedanken zum Text

Es lohnt sich, wenn wir bei allem Schönen und unsere Aufmerksamkeit auf sich Ziehenden am Weihnachtsfest auch einmal leise werden und betend aufblicken.

Den Dichter hat es zu neuem Staunen darüber geführt, dass trotz der unvorstellbaren Größe des Alls dessen Schöpfer sich auf dieser scheinbar unbedeutenden Erde offenbart hat. 

Er hat das durch seinen Sohn Jesus Christus in in einer Klarheit getan, 
die alle Offenbarungen durch die Propheten in früheren Jahrhunderten weit übertroffen hat.