Ein Licht, das leuchten will

Ein Licht, das leuchten will, muss sich verzehren;
Trost, Licht und Wärme spendend, stirbt es still.
Ein Licht, das leuchten will, kann nichts begehren,
als dort zu stehen, wo's der Meister will.

Ein Licht, das leuchten will, dem muss genügen,
dass man das Licht nicht achtet, nur den Schein.
Ein Licht, das leuchten will, muss sich drein fügen,
für andre Kraft und für sich nichts zu sein.

Ein Licht, das leuchten will, darf auch nicht fragen,
ob's vielen leuchtet oder einem nur.
Ein Licht, das leuchten will, muss Strahlen tragen,
wo man es braucht, da lässt es seine Spur.

Ein Licht, das leuchten will in Meisters Händen,
es ist ja nichts, als nur ein Widerschein;
des ew'gen Lichtes Glanz darf es uns spenden,
ein Licht, das leuchten will für Gott allein.

Hedwig von Redern (1866-1935)

Gedanken zum Text

Dieses Lied hat mich sofort angesprochen, aber offen gesagt dabei beunruhigt oder beängstigt. Eigentlich möchte ich doch, dass es mir selbst gut geht - und natürlich auch anderen - und dass ich als Person geliebt werde und nicht nur mich für andere bemühe und selbst unbeachtet bleibe.

Andererseits kann ich mich an Gelegenheiten oder Zeiten erinnern, wo ich einfach nur dem Anderen helfen wollte oder mich für eine Sache eingesetzt habe, ohne darauf zu sehen, ob ich genug Aufmerksamkeit und Liebe im Gegenzug erhalte. Und dabei kam ich mir erstaunlicherweise gar nicht so vor, als käme ich zu kurz.

Wenn ich darüber nachdenke, waren das Menschen, Tiere oder Themen, die mir sehr am Herzen lagen.

Macht die Liebe den Unterschied, ob ich bei einem Verhalten, wie es das Lied darstellt, mich benachteiligt und zurückgesetzt fühle oder froh und zufrieden bin?